Leishmaniose
Die Leishmaniose des Hundes wird in Europa, Afrika und Asien durch den Parasiten „Leishmania infantum“ verursacht. Leishmanien sind einzellige Parasiten, die durch bestimmte Sandmückenarten (Schmetterlingsmücken) übertragen werden und vor allem bei Hunden, Menschen und Nagern verschiedene Krankheitsbilder der Leishmaniose verursachen können. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf tropische und subtropische Gebiete. In Europa sind überwiegend der Mittelmeerraum und Portugal betroffen (Foto: Sandmücke der Gattung Phlebotomus).
Die Überträgermücken nehmen Leishmanien beim Stich eines infizierten Wirtes auf. Innerhalb von ein bis zwei Wochen können sich dann bei günstigen klimatischen Bedingungen in der Mücke infektionstüchtige Stadien entwickeln, die beim nächsten Stich wieder auf einen neuen Wirt übertragen werden. In den Hund eingedrungene Leishmanien werden von Fresszellen (Makrophagen) aufgenommen, die eigentlich für die Abwehr und Beseitigung der Eindringlinge verantwortlich sind. Dennoch schaffen es die Leishmanien, unerkannt in den Fresszellen zu verbleiben und sich darin langsam zu vermehren. Sie bewirken schließlich ein Platzen der Makrophagen und befallen dann weitere Fresszellen. Im Laufe von Wochen und Monaten werden zunehmend neue Leishmanien gebildet und diese gleichzeitig im ganzen Körper des Wirtes verbreitet.
Das Krankheitsbild entwickelt sich entsprechend langsam und diffus und kann, je nachdem welche Organe betroffen sind, sehr variabel sein. Häufig stehen Hautveränderungen, Lymphknotenschwellungen und Nierenschädigungen im Vordergrund. Mit fortschreitender Erkrankung können Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Blutarmut, Milz-, Leber-, Knochenmark- und Augenschädigungen, auch Lahmheiten, Durchfall und/oder Fieber auffällig werden. Unbehandelte Hunde haben eine verkürzte Lebenserwartung und sterben oft früh an Nierenversagen.
Wie kann die Leishmaniose diagnostiziert werden, und wie zuverlässig sind die Tests?
Bei klinisch an Leishmaniose erkrankten Hunden gelingt der Nachweis von Leishmanien überwiegend schnell und zuverlässig. Diese Hunde haben in der Regel hohe Konzentrationen an spezifischen Antikörpern, die mittels serologischer Testverfahren (IFAT, ELISA, aber auch KBR, IHA, Latex-Aggluinationstest) sicher bestimmt werden können. Der direkte Erregernachweis ist mikroskopisch in Knochenmark- und Lymphknotenausstrichen, ja sogar in Abstrichen von Hautveränderungen und der Bindehäute (Konjunktiven) der Augen möglich. Wenn Leishmanien in solchen Präparaten vorhanden sind, dann kann man sie eindeutig feststellen. Allerdings sind höchstens in circa 60 Prozent der positiven Hunde tatsächlich Erreger in solchen Ausstrichen vorhanden. Daher sind Antikörperbestimmungen und PCR-Untersuchungen als sichere Nachweismethoden und für die Verlaufskontrolle bei klinisch erkrankten Hunden weiterhin zu empfehlen.
Schwieriger gestaltet sich der Nachweis einer Infektion bei infizierten, aber klinisch unauffälligen Hunden. Solche Tiere zeigen im Test manchmal nur niedrige oder grenzwertige Antikörperkonzentrationen an, die nach Ablauf von circa drei bis sechs Monaten noch einmal bestimmt werden sollten. Anschließend können die gemessenen Werte verglichen werden. Hier ist das beauftragte Labor gefordert und muss kompetente Hilfestellung bei der Interpretation der Ergebnisse leisten. Speziell für diese unklaren, klinisch unauffälligen und dennoch verdächtigen Hunde sollte zur Absicherung eine Untersuchung mittels PCR („Polymerasekettenreaktion“) durchgeführt werden, mit deren Hilfe noch Spuren von genetischem Material nachgewiesen werden können. Als Untersuchungsmaterial ist Knochenmark (Hauptsitz der Leishmanien) zu empfehlen. Anderes Untersuchungsmaterial, vor allem Blut, kann leicht falsch negative Ergebnisse liefern, denn Leishmanien sind Gewebeparasiten, die sich nur kurzfristig im Blut aufhalten. Aber auch mit der PCR gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Bei einem negativen Testergebnis und gleichzeitig verdächtigen Symptomen sollten die PCR und/oder die serologischen Untersuchungen nach etwa drei bis sechs Monaten wiederholt werden.
Ist Leishmaniose in Deutschland für andere Hunde, Katzen oder den Menschen ansteckend?
Eine Infektion durch Kontakt von Hund zu Hund oder eine Übertragung durch andere blutsaugende Insekten ist theoretisch denkbar – aber bislang gibt es nicht einen bekannten Fall. Ausnahmsweise kann es zu einer Ansteckung über Bluttransfusionen oder über Schmierinfektionen mit offenen Hautwunden kranker Hunde kommen. In einigen Fällen ist eine direkte Übertragung des Erregers zwischen Hunden, die im Rudel oder Zwinger sehr engen Kontakt haben, sicherlich Rangordnungskämpfe ausfechten und sich gelegentlich Bissverletzungen zufügen, beschrieben, aber bisher nicht eindeutig wissenschaftlich belegt worden. Vereinzelt soll auch eine Übertragung des Erregers vor der Geburt von der Mutterhündin auf ihre Welpen möglich sein. Katzen werden auch im Mittelmeerraum nur selten befallen.
Dennoch kann eindeutig festgehalten werden, dass in Deutschland eine Gefährdung für andere Hunde und den Menschen als extrem gering einzuschätzen ist. Für die Zukunft bleibt abzuwarten und muss geprüft werden, ob und inwieweit sich Leishmanien bei steigenden sommerlichen Temperaturen in Deutschland an unser Klima anzupassen vermögen und sich in unseren einheimischen Schmetterlingsmücken entwickeln können.
Kann man die Leishmaniose behandeln?
Ist sie vielleicht sogar heilbar?
Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Im Gegensatz zu den Erfahrungen beim Menschen ist die Therapie der Leishmaniose des Hundes leider meistens weniger erfolgreich. Die verschiedenen, bisher eingesetzten Medikamente bewirken beim Hund häufig eine Besserung des klinischen Zustands, führen in der Regel aber nicht zu einer vollständigen Heilung mit restloser Beseitigung des Erregers. Beim Hund werden heute überwiegend das Hypoxanthinanalogon Allopurinol und Antimonpräparate (Meglumin, GlucantimeÒ, Na-Stibogluconat) allein oder in Kombination eingesetzt. Das beim Menschen oft gut wirksame Amphotericin B kann beim Hund nur sehr vorsichtig angewendet werden, da es die Nieren schädigt. Beim Menschen wurden außerdem erfolgreich alkylierte Phospholipide, wie das Milfetosin, gegen Tumorzellen und Leishmanien getestet. Für den Hund liegen aber sehr unterschiedliche Behandlungsergebnisse vor, sodass aus tierärztlicher Sicht der Einsatz von Milfetosin derzeit nicht empfohlen werden kann. Weitere therapeutische Ansätze mit Metronidazol und Spiramycin, Metronidazol und Enrofloxacin, Ketokonazol, Domperidon, Aminosidin, Pentamidin und Levamisol zeigten in der Vergangenheit wechselnde Erfolge und sollten nur mit großem Vorbehalt versuchsweise bei einzelnen Tieren eingesetzt werden, bei denen eine Allopurinol-/Antimon-Therapie nicht möglich ist.
Letztlich muss der behandelnde Tierarzt die Behandlungsmöglichkeiten darlegen und die geeignete Therapie mit dem Tierhalter absprechen. Insbesondere beschränken die häufig auftretenden Störungen der Nierenfunktion den Einsatz der hier aufgeführten Medikamente. Diese zahlreichen bereits bekannten möglichen Nebenwirkungen schränken die Therapiemöglichkeiten enorm ein und führen dazu, dass aus tierärztlicher Sicht zur Therapie der Leishmaniose des Hundes zuerst das Allopurinol eventuell kombiniert mit einem Antimonpräparat versucht werden sollte. Bei therapieresistenten Fällen können dann versuchsweise auch weitere Mittel eingesetzt werden. Dennoch muss selbst bei Hunden, die gut auf eine Therapie ansprechen, immer mit Rückfällen gerechnet werden. Eine vollständige Heilung mit Beseitigung des Erregers gilt als äußerst unwahrscheinlich.
Was muss ich im Zusammenleben mit einem erkrankten Hund beachten? Darf ich ihn impfen lassen?
Für das Zusammenleben mit einem Leishmaniose-positiven Hund bestehen keine festen Regeln. Der Umgang mit dem Hund richtet sich nach der Intensität der Erkrankung. Mit Hunden ohne klinische Symptome kann man sich uneingeschränkt bewegen, arbeiten und/oder spielen. Der Kontakt zu anderen Tieren und dem Menschen muss nicht eingeschränkt werden. Auch die empfohlenen Impfungen gegen Tollwut, Staupe, Hepatitis, Parvovirose und Leptospirose sollten nicht vernachlässigt und in den empfohlenen zeitlichen Abständen erneuert werden. Bei klinisch kranken Hunden sollte dagegen die Vorgehensweise mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden. Leishmanien infizierte und klinisch kranke Hunde verfügen häufig nur über ein eingeschränkt arbeitendes Immunsystem, sodass sich bei diesen Tieren ein belastbarer Impfschutz kaum entwickeln kann. Hier gilt der allgemeine Grundsatz „so häufig wie nötig und so selten wie möglich“. Falls geplant ist, den Hund ins Ausland mitzunehmen, müssen außerdem die jeweils geltenden Impfbestimmungen berücksichtigt werden.
Empfehlenswert ist immer einen Hund aus dem Süden nach einem halben Jahr nochmals zu testen. Da die Inkubationszeit sich zwischen 2-7 Monate belaufen kann. Erst dann kann man ein 100% Ergebnis bekommen. Allerdings besteht eine Neuansteckung, wenn man z.B. den Urlaub in einer Region (auch hier in Deutschland) verbringt, wo eine ansteckungsgefahr besteht.
Zu speziellen Fragen rund um Leishmaniose informiert Sie gerne unsere Eva Brück unter Tel.: 0203-60848200 oder eva-brueck@web.de